20160204

 SEA LINE WOMAN Musikvideo für LES BRÜNETTES  


Für die A Cappella Gruppe LES BRÜNETTES habe ich ein Musikvideo konzipiert und realisiert. Gemeinsam mit einem tollen Team; mit Kameramann Dietmar Thal, der Kostüm- und Bühnenbildnerin Anna Maria Münzner (iOver), den beiden Make-Up Künstlerinnen Lydia Zänisch und Julika Leiendecker und einigen weiteren tollen Helfer_Innen; haben wir im Weimarer Filmproduktionsstudio Nivre drehen können. Nun hat uns das Online-Magazin Nothing but Hope and Passion eine Plattform gegeben um unsere Arbeit zu präsentieren. Ich bin verzückt und beglückt, dass das Video nun im Licht der Öffentlichkeit angekommen ist. 
Schaut mal rein.. 
oder lest hier weiter, denn...


Ein paar Zeilen geschriebener Sprache gibt es auch zum Video:

Vier weibliche Stimmen singen eine Hommage an Nina Simone. Sie hat diesen Song einst bekannt gemacht: Sea Line Woman, Sealion Woman oder auch See Line Woman. So unterschiedlich die Varianten seines Titels, so vielfältig sind die inhaltlichen Deutungen, die man heute zu diesem alten amerikanischen Folk-Song findet. Nina Simones Fassung See Line Woman bezog sich auf ältere Versionen des Textes, der lange davor schon als gesungene Erzählung durch die Südstaaten der USA kursierte. Ihre minimalistisch gehaltene Fassung erinnert mit monoton stampfenden beats und sich wiederholenden Phrasen an die field-holler Songs der Sklaven. Im Arrangement von Julia Pellegrini greifen Les Brünettes diesen beat auf und lassen vier Stimmen in der ersten Strophe wie eine klingen, erst allmählich fächern sie sich harmonisch auf. Passagenweise verschwimmen die Stimmen miteinander, verlieren ihren Halt und sind dann doch wieder kräftig und bestimmt.
Der genaue Gegenstand des Songs bleibt verborgen. Man kann aber behaupten, dass es im weitesten Sinne um Frauenbilder und den zweifelhaften Umgang mit ihnen geht. Und dabei unweigerlich um Ausbeutungsverhältnisse zwischen den Geschlechtern, zwischen arm und reich, um Prostitution und Einsamkeit. Les Brünettes nehmen diese durchaus irritierenden Facetten auf und geben ihnen mit Hilfe des Videokünstlers Lucian Patermann Bilder. Dabei schlüpfen sie selbst in die Rollen, die sie hinter den Zeilen entdecken und treffen im Video als verschiedene Stereotypen aufeinander. In zum Teil schweißtreibenden Performances fügen sie das Prinzip der Ausbeutung des eigenen Selbst hinzu. Diese Selbstausbeutung stülpt den Rollen letztlich gesichtlose Masken über, wofür das Musikvideo auf ein surrealistisches Zitat im Stile Henry Magrittes zurückgreift: Eine Bildersprache, die darauf verweist, dass auch das schönste Bild nur ein Bild ist. Die Kamera springt zwischen verschiedenen Bildern von Weiblichkeit und beobachtet, wie die Individuen immer wieder durch ihre eigene Maskenhaftigkeit brechen. Obwohl grundverschieden, wirken sie dabei nicht unversöhnlich zueinander. Bevor eine gänzliche Versöhnung oder Lösung jedoch greifbar wird, endet das Stück und bleibt das, was es ursprünglich ist: Rätselhaft und ohne eine Antwort zu geben auf das, was unsere bestehenden Vorstellungen irritiert.